Das FOETIBUS - illegales Bordell in Füssen (Bayern) | Foto: Gloeckel.info

Einleitung

Ich glaube nicht an Zufälle, selbst wenn im ersten Moment ein Zusammenhang nicht erkennbar erscheint, dann mit Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt auch wenn dieser erst Jahre nach einem Ereignis die Verbindung herstellt.

Es war Jänner, und das nächste Buchprojekt sollte am 1. April mit der Recherche beginnen. Die Veröffentlichung der letzten Publikation erforderte meine sporadische Anwesenheit in Österreich, da die GRÜNEN eine parlamentarische Anfrage einbrachten und ich den Verlauf beobachten wollte. Gerade während der Wintermonate gelüstete es mich nicht auf den europäischen Autobahnen Kilometer um Kilometer herunter zu spulen. Um die bis dahin verbleibende Zeit nutzvoll zu verbringen, war ich mit einer Reportage über Taglöhner in Österreich beschäftigt. Primär ging es gar nicht darum einen Artikel zu schreiben, der Sensationelles hervorbringen sollte, sondern das eigene Verlangen danach zu stillen, wieder eine neue Rolle einnehmen zu können. Es ist wie eine Marotte, eine Art Lebenselixier. Jedes Mal aufs neue eine Herausforderung und die Möglichkeit in unterschiedlichste Gesellschaftsstrukturen einzutauchen und die Welt aus anderen Gesichtspunkten zu erleben und zu erfahren. So bewarb ich mich wie dutzende Andere auch sporadisch bei den Schneeschauflern, die bei der Wiener Magistratsabteilung 48 während der Nachtstunden, auf Stundenlohnbasis, die Innere Stadt von mehr oder weniger viel Schnee zu befreien. Nur vereinzelt wurden in dieser Saison Hilfskräfte gesucht, der Schneefall hielt sich in Grenzen und der Drang auf etwas mehr kam in mir auf.

Das FOETIBUS - illegales Bordell in Füssen (Bayern) | Foto: Gloeckel.infoDas FOETIBUS – illegales Bordell in Füssen (Bayern) | Foto © Gloeckel.info

Wir saßen zu Dritt in einem Café, als ich den für mich unzufriedenstellenden Zustand, der mangelnden publizistischen Arbeit, äußerte. Es müßte doch möglich sein, so quasi als Pausenfüller, ein Projekt in Angriff zu nehmen, das ich bis zu meiner nächsten größeren Recherche finalisieren kann. Mit einer Bekannten in München war bereits seit Monaten die Abmachung getroffen worden, daß ich sie in ihrem speziellen beruflichen Segment einen Monat begleiten würde. Als Startermin war der bereits erwähnte 1. April festgelegt. Wie eine Durststrecke kam mir die bis dahin verbleibende Zeit vor. Plötzlich fiel mir eine Thematik wieder ein, die Jahre zuvor der Inhalt von Gesprächen war. Der Begriff Swinger war bereits zunehmend in den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zum Begriff geworden. So diskutierte ich das Thema an und entwarf schon während des Cafékonsums ein geistiges Konzept für den Besuch einschlägiger Lokalitäten in Österreich. Um meinen Vorstellungen entsprechend, etwa in der Art eines Taschenbuchratgebers, die einzelnen Einrichtungen zu besuchen und zu bewerten, benötigte ich eine weibliche Begleitung. Daher stellte ich den anwesenden Damen die Frage, ohne eine sofortige Antwort zu erwarten, ob Interesse bestünde mitzuwirken? Schon am gleichen Abend machte ich mich auf, um im Internet einschlägige Homepages zu begutachten. Angesichts des vorgefundenen Bildmateriales warf ich das Handtuch schon bevor mir die Antwort einer der im Café anwesenden Damen vorlag. Voyeurismus mag ein Grund für viele Besucher derlei Einrichtungen sein, aber was sich mir an Bildmaterial darbot, empfand ich in keiner Weise dazu einladend dem beabsichtigten Vorhaben nachzugehen. Es beschäftigte mich vielmehr die Frage: Was ist der Beweggrund für das sexuelle Treiben, wo Menschen gleich- oder unterschiedlichen Geschlechtes bunt gemischt in allen nur erdenklichen Arten und Formen Sex miteinander haben und die Krönung eines Etablissement sich beispielsweise bei dem monatlichen Highlight, der Abspritzparty, finden läßt? So setzte ich meine virtuelle Reise durch das world wide web fort und bezog die Internetseiten des gesamten deutschsprachigen Raumes in meine Betrachtung mit ein.

Bei dem was dann folgte, sei hier zur Einleitung angemerkt, daß die Ausgangsbasis etwas ganz anderes war, als sich dann in der Praxis herausstellen sollte. Nur einmal mache ich an dieser Stelle darauf aufmerksam, daß es vordergründig darum geht, als Journalist der Verpflichtung nachzukommen, Informationen zu beschaffen, sie auszuwerten und zu publizieren. Die Art der Beschaffung kann dabei sehr unterschiedlich sein. Die investigative Recherche ist mein Metier. Die Schwierigkeiten und Problemstellungen die damit verbunden sind und plötzlich auftauchende, nicht vorhersehbare oder kalkulierbare Geschehnisse und deren Bewältigung sind auch in gewisser Weise eine Triebfeder.