Das Thema

Das Thema hat mein Interesse geweckt, während Recherchen für zwei Reportagen über die ZEUGEN JEHOVAS, die ich im Jahre 2000 in den muenchnernotizen.info veröffentlicht habe*, liefen. Im Jahr 2000 gab mir bei einer Veranstaltung einer Gruppierung, die sich die Betreuung von Sektenaussteigern zum Ziel gesetzt hat, ein Teilnehmer zwei Kopien von ZEUGEN JEHOVAS-eigenen Publikationen. Es waren zwei Seiten, die, wie bei dieser Sekte bereits für mich bekannt, Texte und begleitende Illustrationen aufwiesen. Die Besonderheit an diesen zwei Schriftstücken lag jedoch daran, daß bestimmte Bereiche der bildlichen Darstellungen händisch hervorgehoben waren. Drehte man das eine Blatt Papier auf den Kopf, war es tatsächlich so, daß in einem Fall ein Kopf mit einer bösartigen Fratze zu erkennen war und bei dem zweiten Beispiel war es ein Affe, der sich im Haar einer Frau befand. Der Übergeber teilte mir mit, daß es nicht nur ihm, sondern auch anderen Mitgliedern der ZEUGEN JEHOVAS bereits aufgefallen war, daß bösartig scheinende Bildnisse in den Abbildungen offensichtlich integriert wurden. Ausführend gab diese Person an, daß wegen dieses Umstandes bereits von unterschiedlichen Personen, allesamt praktizierende Prediger der ZEUGEN JEHOVAS, in den oberen Führungsgremien nachgefragt wurde. Diese Nachfrage wurde entweder als Lächerlichkeit abgestempelt oder blieb einfach unbeantwortet. Die Person, von der er den Hinweis erhalten habe, wäre wegen der Nachfrage bei der ZEUGEN JEHOVAS-Leitung letztendlich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden.

Für mich war es im Laufe der vorangegangenen Interviews und Gespräche auffällig geworden, daß Begriffe wie Angst und Dämonismus sich darin laufend wiederholten. Dies bei aktiven und noch in größerem Ausmaß bei ausgetretenen Mitgliedern. Ehemalige Angehörige berichteten ausnahmslos, daß sie von Albträumen gepeinigt, im täglichen Leben von richtig gehenden Angstattacken geplagt werden und sie unter starken psychischen Belastungen und Konflikten leben.

Der psychische Druck war erstrangig begründet worden mit Schuldgefühlen und der Beschreibung der Angst vor bösen Mächten, denen sich die ausgetretenen Mitglieder ausgesetzt fühlten. Aber es gab auch Fälle, nach denen einige ZEUGEN JEHOVAS im Alltagsgeschehen von plötzlich auftretenden, bösartigen und furchterregenden Erscheinungen berichteten. Menschen, die jetzt als Erwachsene selbst Kinder und Enkelkinder haben, waren in der Lage, minutiös von der eigenen Kindheit und ihren damaligen Angstzuständen zu berichten. Dies würde ich als traumatisch bezeichnen. Eine Frau schilderte, wie sie jeden Morgen mit der Angst und der Frage aufstand, ob heute der Tag des Weltunterganges sei. Das Harmagedon, das die ZEUGEN JEHOVAS stets predigen und auch terminlich festsetzen, war damit gemeint. Ein junger Mann, der kurz vor dem Abitur stand, verzichtete auf das Lernen, da der prophezeite Weltuntergang noch vor den Prüfungstermin fiel. Gerade bei Kindern ist offensichtlich die Umsetzung, die Projektion der bösartigen Kreaturen ins tägliche Leben weit verbreitet. Eine Kindheit, die bei vielen von Furcht und Angst geprägt ist. Der Umstand, daß sich Aussteiger in einem überwiegenden Anteil in psychologische Betreuung und Behandlung begeben, um ihren Übergang in ein normales Leben außerhalb der ZEUGEN JEHOVAS Gemeinschaft zu schaffen, ist ein Umstand, der sowohl staatlichen, sozialen und medizinischen Stellen bekannt ist. Tragisch jedoch, daß durch die nach dem Austritt/Ausschluß eintretende Isolation oder durch den Gemeinschaftsentzug nicht jeder den Sprung zurück in ein normales Leben schafft. Manche bleiben psychisch schwer geschädigt und es gibt auch Fälle, in denen manche als letzte Maßnahme, um den Angstbildern zu entfliehen und den inneren Konflikten auszuweichen, den Freitod wählen. Menschen, die bereits über 10 Jahre von der Sekte weg sind, können gewisse indoktrinierte Verhaltsweisen nicht zur Gänze ablegen. Jetzt, mit der Übergabe dieser beiden Kopien, stellte sich für mich die Frage, ob es einen möglichen Zusammenhang gibt.

Wenn es um derlei Gruppierungen geht, die im Volksmund auch als Sekten bezeichnet werden, was jedoch gleichbedeutend mit Glaubensgemeinschaften ist, weiß man, daß diese mit geistiger Manipulation – „Gehirnwäsche“ arbeiten. Kann es aber sein, daß absichtlich bösartige Abbildungen in die Köpfe der Menschen eingeschleust werden, um den psychischen Druck zu verstärken und das Abhängigkeitsverhältnis zu vertiefen? Viele Menschen haben schon von Fällen gehört, bei denen in einen Film Einzelbilder eingefügt wurden und wo definitiv festgestellt wurde, daß der Betrachter das Einzelbild zwar nicht bewußt wahrnehmen kann, sein Unterbewußtsein jedoch schon. Darüber gibt es einschlägige Erkenntnisse, die wissenschaftlich fundiert sind. Hier geht es nicht um einmalig vorüberhuschende Bilder, sondern um Abbildungen, die für eine mögliche Manifestation stehen. Es dauerte seine Zeit, und es vergingen ein paar Jahre, bis mich meine Recherchen zu einem Ergebnis kommen ließen. Grundlage waren über 26.400 einzelne Literaturseiten der Hefte, Broschüren und Bücher der Zeugen Jehovas und der Wachtturmgesellschaft in unterschiedlichen Länderausgaben. Die Auswertung der Ergebnisse einer Dia-Vortragreihe und unzählige Gespräche in Gruppen, wie auch mit einzelnen Personen jeglichen Alters, die entweder den ZEUGEN JEHOVAS aktiv angehören, Aussteiger sind, sowie Personen, die in Erwägung ziehen, aus der Gemeinschaft auszutreten. Es war schwierig, den spirituellen Aspekt, dem ich mich nicht verschließen wollte, herauszufiltern und auf rein sachlicher Basis beruhend folgende Erkenntnis zu erlangen: Es gibt sie, die Methodik der Dämonen der Zeugen Jehovas.

Sie liegt in einer Symbiose von einem permanent aufrecht erhaltenen Bedrohungspotential, das sich fortlaufend in ihrer Literatur findet. Dieses wird mit der Tötung – dem Vernichtet-Werden. Einerseits auf der negativen Seite durch die ständige Heranziehung bestimmter personifizierter Elemente/Figuren, beispielsweise unter der Titulierung: „Teufel, Satan, Dämonen und Hexen“, durchlaufend genährt. Im Gegenzug auf der positiven Seite durch die Vernichtung aller Nichtgläubigen, also all jener nicht den ZEUGEN JEHOVAS Angehörenden, durch Jehova-Gott. Dazu werden Texte geschrieben, die mit Illustrationen verstärkt werden. Die regelmäßige, bewusst bildliche Darstellung von Hexen, Dämonen, anderen Kreaturen bösartigen Charakters, Satan, des Teufels, bis hin zu speziell justierten Augenpaaren oder sogar einzelnen Augen dienen der direkten Konfrontation der negativen Elemente mit dem Betrachter. Dabei ist es irrelevant, ob der begleitende Text über derartige Wesen pro oder kontra ausgelegt wird. Die indirekte Begegnung mit den gleichen Figuren und Elementen findet über das Unterbewußtsein statt und beinhaltet auch deren versteckte Darstellung. Doch diese Methodik kann nur dann zum Erfolg, der Abhängigkeit, führen, wenn tatsächlich eine permanente Auseinandersetzung mit den Werken der Organisation erfolgt. Die Aufnahme der Publikationen, geistig und bildlich, wird durch die Vorgabe der Führung und laufende Kontrollmechanismen gesteuert. Als Ergänzung und Stärkung des Wiederholungseffektes werden die Bilder in den Printmedien mehrfach eingesetzt. Dabei tauchen gleiche Abbildungen in unterschiedlichen Titeln mit variablen Zeitabständen auf.

Die kommenden Kapitel werden Ihnen aus entsprechenden Publikationen die Methodik der ZEUGEN JEHOVAS vor Augen führen. Es wird von Ausführungen und detaillierten Hintergrundinformationen zu dieser Organisation, abgesehen vom Thema der Illustrationen und der Texte, Abstand genommen, da sie den Rahmen dieses Buches überschreiten würden. Hier darf beispielsweise auf das Informationsportal „InfoLink“ des Netzwerk Sektenausstieg e.V. verwiesen werden. Dort wird eine umfassende Sammlung über alle Themenbereiche, die ZEUGEN JEHOVAS betreffend, angeboten.

*Das Online-Magazin muenchnernotizen wurde im Jahr 2006 nach einem bedeutenden Urteil des Obersten Gerichtshofes zu den von mir aufgedeckten falschen Holcaust-Fotos vom KZ Auschwitz in Nachrichtenmagazin DER GLÖCKEL umbenannt.